Ängste überwinden oder darüber hinaus wachsen? | Vollmondblog #17 | November23

Sich Ängsten stellen. Ängste überwinden. sich Ängsten aussetzen. Und so weiter. Sätze die Menschen kennen, die irrationale Ängste gegenüber konkreten Situationen erfahren haben.

Zwangskonfrontation, meiner Meinung nach nicht nur veraltet sondern auch sehr unreflektiert oder halt nicht sehr empathisch. Denn sich einer Situation auszusetzten bei der Mensch, aus welchen Gründen auch immer, voller Angst ist, ist automatisch eine situation bei der das Nervensystem dieser Person im "Fluchtmodus" ist.

Solange dieser Modus in Aktion ist, kann Mensch sich nicht beruhigen. Alles läuft im Überlebensmodus - Heilung nicht möglich. denn Parasymaptikus und Sympatikus laufen nicht gleichzeitig. Solange also der Sympatikus in Aktion ist um Mensch vor der Gefahr zu schützen, kann Parasympatikus nicht in den Selbst*heilungsmodus kommen.

Was also braucht es, damit Menschen sich von Ängsten, meist aus der Kindheit stammend, lösen können? Was um diese irrationalen oder auch rationalen Ängste zu überwinden?

Rituale, Ruhe, Schlaf und andere Nervensystemregulierende Gewohnheiten und Übungen.

Als Kinesiologe der Traumaaufarbeitung im Repetoire hat ist natürlich die emotionale Stressablösung der Tiefenkinesiologie ein wichtiger ansatz bei der Auflösung und Überwindung von solchen Ängsten. 
So habe ich durch meine Arbeit gelernt, noch bevor ich es in Weiterbildungen lernen durfte, dass jede Angst einen absolut rationalen Ursprung hat. Es geht immer darauf zurück, dass unser Körper, unser System uns Schützen wollte, will und tut. 

Meine Arbeit ist es also, mit Hilfe des Stressablöse-Coachings das Verständnis für eine Version einer Person die keine andere Wahl hatte als dieses "Schutzprogram" zu erstellen, zu erfahren. Dieses Selbst*verständnis hilft diese alten Wunden rational verstehen zu können und emotional Frieden zu schliessen. Dies kann dann helfen die Ruhe zu erlangen um das eigene Neervensystem auch in solchen Situationen wieder regulieren zu können.

Dazu kommt auch der Faktor Zeit. Zeit um sich selbst kennen zu lernen, in Situationen der Angst. Ja, heisst es gibt eine Konfrontation unter gewissen Rahmenbedingungen die jede Person selbst bestimmt. so wie es passt. Ohne sich zu überfordern. Quasi so weit, damit es noch möglich ist sich selbst zu reflektieren in der Situation. Am Besten ohne die Erwartungshaltung, die Angst JETZT zu überwinden.

Nein viel mehr, die Angst zu akzeptieren und sich selbst die Fürsorge zu geben, die benötigt wird um diese Angst bzw. die Ursprüngliche Verleztung die zur Angst geührt hat zu heilen.

für die Hündeler*innen der Leser*innen: Wie ein Hund der angst hat über ein Gitterrost zu gehen. Früher hat man Hunde die davorAngst hatten, einfach drüber gezogen. Ein gewaltsamer Einfluss der, wie man heute weiss, mehr schadet als nüzt.

Schafft man Hund jedoch einen sicheren Rahmen um diesen Gitterrost, spielerisch und v.a. mit Neugier zu erkunden, dann traut er sich mit der Zeit auch auf diesen Rost. Ohne Gewalt und weiteren Traumen.  

Bei diesem Beispiel wird auch klar, dass diese Zeit bis Hund sich auf den Rost getraut individuell ist. So auch beim Menschen. 

Ich hatte seit meiner Kindheit Höhenangst. konnte nicht ohne Panik über Brücken gehen. Über Gitterbrücken, Hängebrücken oder schmale Brücken ging ich gar nicht. Weil es nicht ging. Jeder Muskel war versteift. Freeze. 

Gondel fahren, Türme hoch etc. alles Dinge die mein System nicht als Sicher einordnete.

als ich jugendlich war, lernte ich einen Menschen kennen der ebenso nicht über Brücken gehen konnte und gemeinsam, aus gegenseitiger Neugier hatten wir uns ebenso gegensetig unterstützt-wortwörtlich- über Brücken zu gehen. Wie ein ängstlicher Hund, begleiteten wir uns gegenseitig bis wie beide "plötzlich", weil wir es nicht darauf angelegt hatten, über breite und später auch schmalere Brücken gehen konnten. 

Jahre vergingen und meine Höhenangst wurde immer weniger, weil ich einerseits gelernt habe mich so zu schützen um mich selbst jeweils nur in Situationen zu bringen die ich handeln kann und/oder ich mich nicht habe drängen lassen mich selbst zu überfordern. 

Andererseits. Die Wanderlust hat mich immer wieder in Situationen gebracht, bei denen ich mich neugierig meiner Höhenangst widmen konnte. Es vergingen Jahre und viele, viele neue Erfahrungen konnten meinem Nervensystem helfen sich neu einzuordnen.

Dann dieses Jahr im Sommer, manche Gipfel sind dann doch exponierter als gedacht. Der kleine Nünalpstock im Entlebuch ist so einer. Da gab es zwei Stellen die für mich, der noch ein paar Überreste von Höhenangst hat, doch grad weng anspruchsvoll nicht in die Angst zu geraten. Doch ich gebe zu, seit einigen Jahren ist meine Höhenangst gewandelt. Durch viel Aufarbeitung und durch meine Hündinnen konnte ich so viele Momente erleben in und bei dennen ich meine Höhenangst zuliess und sie so überwinden konnte um das Hoch welches dannach folgt zu erleben. Den Stolz auf den eigenen Mut und das zusammenspiel der Angst und des Mutes, so oft spü¨ren, dass dies nun verinnerlicht ist.

Trotzdem gibt es Situationen in denen mein Körper einfach reagiert. Wie exponierte Stellen auf Gratwanderungen oder auf Bergwegen bei denen beginnendes Klettern schon gefordert ist. Da spüre ich wie sich alles zusammen zieht und die Panik kommen will, doch da nehme ich es ganz bewusst war. Lasse die Angst zu und sage ihr, dass ich sie verstehe und sie recht hat: Es ist gefährlich ja! Aber ich passe auf UND weil du - die Angst, da bist - kann ich noch besser, bewusster auf mich und meine Hunde achten.

Panik löst sich auf, da die Energie der Angst sich in Mut wandeln kann. Ich verdränge die Angst nicht oder werde von ihr überrollt. Nein ich habe gelernt zu regulieren was einzt unhandelbar für mich war. Denn ich konnte mir Ressourcen eröffnen durch Wachstum, Heilung und Erfahrung(en).

Ich grüsse dich zur heutigen vollen Mondin

Jean de Carvalho


Bilder vom 18.08.23 Route: Sattelschlucht - Rotbach - Teufimattsattel - Nünalpstock 1901m.ü.M. und wieder zurück auf selben Weg ° 11Km ° 4h




Dashka, Jade, Nika, Bijou v.l.n.r.






Bijou *2008

Jade, Nika, Dashka, Bijou v.l.n.r.


Von der anderen Seite des Therapeutenstuhl's | Vollmondblog #16 | Oktober23

Nur weil man mir nicht (mehr) ansieht was meine Geschichten, Erfahrungen und Erlebnisse waren, heisst nicht, dass sie mich nicht zu dem Menschen geprägt haben, der ich bin.


Nur weil ich meinen alten Ichs entwachsen bin, heisst nicht, dass ich nicht wertschätze wer ich damals sein musste um zu überleben.


Nur weil ich heute für viele so wirke als ob ich voller Privilegien aufgewachsen wäre, heisst nicht, dass es so war. Sondern nur, dass ich zu der Person gewachsen bin die immer in mir war. 


Es bedeutet nur, dass ich trotz allen Wiedrigkeiten zu mir gefunden habe und gelernt habe aus dem Überlebensmodus heraus zum Leben zu kommen.


Es bedeutet nicht, was einen nicht tötet macht einen stärker.
Es bedeutet, trotz den verschiedensten Arten von Missbrauch & Misshandlung habe ich gelert mein Nervensystem zu rekalibrieren und auszugleichen.


... und ja, sowas schafft kein Mensch alleine und doch müssen wir alle da selbständig durch.
Lehrer*innen, Mentor*innen und Coachs können uns nur auf unserem Weg helfen und unterstützen. 


Nein Zeit alleine heilt keine Wunden, doch Zeit die wir nutzen für uns selbst, ist die Zeit die wir uns schenken.


Nur weil ich nicht (mehr) weine, oder du den Schmerz meiner Vergangenheit nicht (mehr) spüren kannst, wenn ich davon erzähle, heisst nicht, dass er nicht da war. Es heisst nur, dass ich inzwischen heil bin.


Nur weil ich mit dir nicht teile weswegen ich dich so gut verstehen kann, heisst nicht, dass ich nicht ähnliches erlebt hatte und umgekehrt.



Ich grüsse dich zur heutigen vollen Mondin


Jean de Carvalho


Bilder Bleikenkopf Gipfelwanderung vom 21.08.23 Route: Gitziloch Steinbruch - Alp Rohr - Bleikenkopf - Rohr - Bleikenboden ○ 3h ○ 5Km









Teil des Kosmos | Vollmondblog #15 | September23

Wir sind Teil des Kosmos, Teil der Erde.

Wir leben nicht lediglich auf Erden, wir sind die Summe allem gelebten vor Uns.
Wir kommen von den Sternen und leben im Sternenmeer.
Wir leben, weil andere ihr leben für uns gelassen haben.
Blumen, Bäume, Tiere und Menschen eine Ansammlung von der immer gleichen und total vielfälltigen Materie.
Sie alle geben Leben weil sie ihr Leben geben.
Die Vergänglicgkeit ist der Nährboden unseres Seins.

Haben wir angst vor dem Tod, unserem Sterben.
Haben wir in Wirklichkeit angst davor dieses einmalige Leben in vollen Zügen zu geniessen.
Angst vor all den ungelebten Momenten.

Wer die Vergänglichkeit von sich schiebt, schiebt sie vor sich hin. 


Ich grüsse dich zur heutigen vollen Mondin

Jean de Carvalho


Bilder von der 2. Rickhubel Gipfelwanderung vom 27.07.23
Route: Glaubenberg Langis-Glaubenbergpass-Sewengegg-Rickhubel-Glaubenbergpass-Glaubenberg Langis.