Plötzlich Götti | Vollmondblog #2 Mai22

Mir war bereits als junger Erwachsener klar, dass ich keine Kinder haben möchte. 

Kein (leibliches) Kind. Keine Göttikinder oder Stiefkinder. Warum?

Etwas weiter zurück.
Als Teenager wurde mir so oft erzählt wie gut ich mit Kindern kann, dass ich  irgendwan glaubte keine Kinder haben zu wollen weil ich erkannte, dass um mich herum die Muster und Gewohnheiten von Grosseltern, Freunden, Kollegen etc. Von Eltern übernommen wurden und an uns Kinder weiter gereicht wurden. Jap, solche Verstrickungen erkennen konnte ich damals schon. Doch dass mein Gefühl die Wahrheit ist hatte ich noch nicht verstanden. Noch zu jung das eigene Muster zu durchschauen.

Noch weiter zurück.
Nur an wenig, doch an immer mehr, kann ich mich aus meiner Kindheit <7 Jahren erinnern. So weiss ich, dass ich es liebte mit Tieren umgeben zu sein. Mein grosser Bruder, unser Kater. Tieren helfen gesund zu sein, ihnen eine Stimme zu geben und ihnen zuzuhören, waren damals schon Teil meiner Essenz. Geliebt hatte ich es, meiner jüngeren Schwester alles bei zu bringen, was ich im Kindergarten und später die ersten paar Schuljahre, gelernt hatte. Wenn ich mit Puppen spielte, dann war ich deren Arzt, deren Lehrer, deren Beschützer doch nie deren Vater. Zu lehren, aufzuklären und Wissen zu teilen, damals schon Teil meiner Essenz.

Ruf nach Wahrheit.
Als Kind lebte ich, wie die meisten von uns, mein Sein einfach. Ich wusste wer ich bin und was meine Be*Rufung ist. Erst durch Konditionierungen gepaart mit Überlebungsmodus und Abhängigkeiten erschuff ich eine Welt in der ich vergass wer ich war/bin. So wurde meine väterliche Energie die immer schon in mir lebte um meine Be*Rufung zu leben in eine gesellschaftliche Idee eingeklemmt und so unkenntlich gemacht, dass ich ein wütender, suchender Teenager wurde der begann den inneren Ruf durch all die Stimmen aus dem Aussen zu übertönen. Lügen wurden meine Realität sowohl im Innen wie im Aussen. Als Jugendlicher trennte ich mich von den Lügen und verpflichtete mich ganz bewusst der Wahrheit. Shin-jitsu (Wahrheit) wurde mein Mantra. So begann ich mich den Mustern und Gewohnheiten deren Kreislauf ich als Teenie schon durchbrechen wollte, zu stellen. Ich flüchtete nicht mehr und als junger Erwachsener begann ich den Ruf aus meinem Innern wieder zu hören.
Ich konnte wieder fühlen, dass Kinder haben nicht ein Teil meiner Essenz ist.
Als ich dies erkannte wurde der Ruf in meinem Sein immer lauter. Ich wurde berufen.
Ich wurde Tiertherapeut, Coach und Lehrer.
Ich wurde was ich schon immer war.
Erst als ich meinem Ruf folgte, erst als ich Berufung schon 6 Jahre lebte, erkannte ich welche Qualität darin verborgen war: Vater sein.

Zurück ins Heute.
Da bin ich, lebe seit 6 Jahren bewusst meine väterliche Energie. Weiss, fühle und liebe dass Vater für ein Kind sein, nicht zu meiner Be*Rufung gehört und gleichzeitig ist inzwischen ein Raum in mir entstanden für ein Kind. Kein leibliches. Nein, Raum um Götti zu sein. Raum um offen auch für eine Frau mit Kind oder Kinderwunsch zu sein.
Vor 7 Jahren hatte ich abgelehnt Götti für meine erstgeborene Nichte zu sein,
Heute, plötzlich kommt da ein Kind, welches für mich wie ein Neffe ist, der mich fragt ob ich sein Götti sein möchte.

Jetzt, nehme ich an Götti zu sein. Sein Götti zu sein. Jetzt ist Raum da und ich bin stolz, Götti für diesen Menschen sein zu dürfen. 

Plötzlich Götti.

Grüsse zum vollen Mond

Jean de Carvalho