Utopia durch Egoismus | Vollmondblog #4 Juli22

Der folgende Text habe ich am 10. Juni 2020 geschrieben und ihn beim Handyspeicher frei machen gefunden.

Ich würde manches Heute anders formulieren und doch ist es ein noch sehr aktuelles Geschehen auf unserer Welt. Deswegen möchte ich diesen über zwei Jahre alten Text heute mit euch teilen.

Heutzutage scheint es jedes Jahr mehr in Ordnung und selbstverständlich zu sein, dass Jederman Einritt in dein Leben, deine Werte, dein Gehirn, Herz und Seele haben kann. So haben wir zumindest das Gefühl, es sei eine neue Entwicklung.

Doch schon vor dem Internet und all den Socialmedia gab es dieses Verhalten, Tag täglich gerade in kleinen Ortschaften.
All das Beurteilen, Richten und Vorurteilen kenne ich noch aus der Zeit als ich selbst Kind war.

Es gab viel zu berichten bei einer Familie bestehend aus zwei Kindern einer geschiedenen sehr jungen Mutter, deren mexikanischen Freund, der nur 9 Jahre älter als ich (das älteste Kind) war. Immer wieder wurde ich von Menschen, v.a. von Frauen mittleren Alters herablassend und voreingenommen behandelt, aufgrund von Vorurteilen, Unverständniss und Heute weiss ich, auch aus Hilflosigkeit.

Etwas weiter zurück. Da leben Menschen in einem Dorf, die aus der grossen Stadt kommen. Ein Kind das seinen eigenen Kopf hat und alles andere als einfach ist, dass sich getraut seinen Mund zu öffnen und sich nicht an die gleichaltrigen Normen anpassen lässt. Ein Kind welches halt ein Teenie ist und noch seinen Platz auf der Erde sucht. Wie konnte ich mich als Kind blos wie ein Kind verhalten? Wie hätten diese Frauen Verständniss für mich haben sollen, wenn sie es doch nie gelernt hatten sich selber zu verstehen? Denn hätten sie wirklich hingesehen, hätten sie den Schmerz erkennen können ebenso wie das Potential dieses Kindes.

Doch statt dessen war ich ihr Spiegel und meine wilde, laute und wiederspenstige Art um mit meinen Wunden, Angst und Schmerz umgehen zu können erweckte Wut in Ihnen. Wut die sie mir entgegen brachten, denn sie hatten es nie anderst gelernt. Ansonsten hätten sie ja erkannt, dass Wut Ausdruck von anderen unterdrückten Emotionen ist.

Müssen wir den vom einen zum nächsten Extrem? Braucht es dies um die Mitte zu finden? die Mitte die ja nur in uns sein kann..in unserer Mitte nähmlich. Denn dort hin gehört doch unsere Aufmerksamkeit. Um über uns selbst zu lernen uns selbst zu verstehen um reflektieren zu können was wir tun..uns selbst und anderen antun und um lernen zu können welches unsere Spiegel sind und wie wir sie erkennen können bevor wir jemanden verletzten.

Wenn unser ganzes da sein nur eine Interpretation vom Aussen ist aufgrund der Erfahrungen in unserem Innern, können wir dann die Welt um uns verstehen solange wir uns selbst nicht verstehen können? Können wir das Aussen überhaupt beurteilen, wenn es nicht in uns selbst lebt?
Und wenn jeder sich um sich selbst kümmert und das Urteilen langsam verlernt, könnte es sein, dass dann auch das Aussen sich um einem und sich selbst kümmert? Dass auch das Aussen verlernt zu Vorverurteilen?

Wäre dies nicht der einfachste Weg die Welt im Aussen zu verändern, wenn wir uns alle einfach um unsere eigene Heilung und unser Selbst kümmern?
Wenn wir erkennen würden, dass wir uns selbst nicht zu verletzen brauchen und durch diese Erkenntnis aufhören andere zu verletzen?
Wären Menschen dann noch Fremnde?
Wenn wir uns endlich selbst kennen und so endlich unserer Umwelt zuhören können, wären wir uns dann nicht näher als je zu vor?

Könnte also dieser oft fehlinterpretierte Gedanke, sich erst um sich selbst zu kümmern ein Akt von Nächstenliebe sein und nicht Egoismus?
Könnte uns die Verbundenheit zu uns selbst eine kollektive Verbundenheit bringen? Die nach der wir uns alle heimlich sehnen?
Obwohl keine Grenzen mehr überschritten werden würden, wären wir auf einmal viel öfters, auf Einladung, im Leben, Gehirn und Herz unserer Mitmenschen. Miteinander und füreinander.

Nur die innere Verbundenheit zu sich selbst eröffnet die kollektive Verbundenheit zu allem Leben.
Obwohl es auf den ersten Blick nach Trennung ausssieht, sich um sich selbst zu kümmern, eröffnet es unendlichen Raum.
Während die innere Trennugn zu sich selbst nur Trennung im Aussen und zum Aussen bringen kann.
Denn sind wir von uns selbst getrennt und suchen wir im Aussen nach Verbindung, statt im Innern, verletzen wir durch unser Verhalten unsere Mitmenschen. Während wir selbst innerlich weinen, weil wir uns von uns selbst trennen.
Durch gesunden Egoismus also schaffen wir es erst aus dieser Leid Spirale auszubrechen.
Erst durch Selbstreflektion können die Verurteilungen gegen uns selbst aufhören und so auch das Vorverurteilen anderer.
Anstatt über andere zu Sprechen, dürfen wir über uns selbst und unsere Erfahrungen berichten. Weil jede Lebensgschichte einzigartig ist und diese Geschichten uns verbinden können.
Dann ist es nicht mehr nötig über die Stadtfamilie auf dem Lande zu hetzen, denn durch gesunden Egoismus und Selbstreflektion wäre Jede Person damit beschäftigt sich selbst zu verstehen und heilen.
Durch diese Selbstheilung und das Teilen der eigenen Geschichten, würden sich alle Beteiligten gegenseitig helfen und unterstützen.

Es könnte so einfach sein. Nein, es kann so einfach sein. 

Grüsse zum vollen Mond

Jean de Carvalho